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Dieses erste Album des Gitarrenduos Kristian Gantriis und Volkmar Zimmermann präsentiert ausweislich seines Titels „kleine Pünktchen“. Es handelt sich um kurze Stücke aus verschiedenen Ländern und Zeiten, wobei sich als Schwerpunkte Dänemark, die Heimat des Duos, und der hispanische Kulturkreis erkennen lassen. Das zeitliche Spektrum reicht von Thomas Laub aus dem späten 19. Jahrhundert bis zu den in den 1950er Jahren geborenen Stephen Wingfield und John Frandsen. Von letzteren beiden stammen die einzigen Originalkompositionen auf der CD. Die übrigen Stücke sind Bearbeitungen, die sich in drei Gruppen teilen: drei dänische Chorlieder, vier argentinische Tänze und drei Stücke des Katalanen Frederic Mompou. Während es sich bei Pepe Ferrers Arrangements der argentinischen Stücke um einfache Transkriptionen handeln dürfte, ist Svend Hedegaard mit den dänischen Liedern ziemlich frei umgegangen. Seine Bearbeitungen sind eher als Fantasien über gegebene Melodien anzusehen, die den ursprünglichen Charakter der Musik deutlich verändern. Hedegaards Harmonisierungen lassen sie in die Nähe der von Ferrer bearbeiteten Tangos rücken. Die von Kristiaan Gantriis selbst transkribierten Klavierstücke Mompous, schlichte Lied- und Tanzmelodien über mit Reizdissonanzen gespickten Begleitungen, fügen sich ebenfalls in diesen Rahmen ein. Die Originalwerke von Wingfield und Frandsen sind beide auf verschiedene Weise statischer Natur. In Wingfields Teyatá, dem mit 11 Minuten bei weitem längsten Stück der CD, sind die wenigen Einleitungstakte der harmonisch aktivste Abschnitt. Der Rest besteht aus Abwandlungen repetitiver rhythmischer Muster nach Art der Minimal Music, wobei sich größerer Abwechslungsreichtum nach ungefähr drei Minuten einstellt und bis zum abrupten Schluß erhalten bleibt. Interessanter ist Frandsens Nocturnal Procession. Auch hier merkt man nach einiger Zeit, dass die Musik nicht von ihrer Grundharmonie loskommen will, doch machen die unregelmäßigen Taktlängen und rhythmisch kontrastierenden Zwischenspiele das Stück weniger gleichförmig und vorhersehbar als Wingfields Werk.
Es sind weniger die dargebotenen Stücke, die diese CD hörenswert machen, als das Spiel der beiden Gitarristen. Innig aufeinander abgestimmt lassen Gantriis und Zimmermann die Musik erklingen. Ihren an feinen, stets idiomatisch wirkenden Rubati reichen Interpretationen hört man an, dass sie bereits vor ihren Duo-Auftritten gemeinsam musizierten (im Corona Guitar Kvartet, Kopenhagen). Besonders bemerkenswert ist dabei ihr differenzierter Anschlag, der den durchweg effektvoll für die Besetzung geschriebenen bzw. umgeschriebenen Stücken noch zusätzliche Klangfarbennuancen verleiht. Auch wer, wie der Autor dieser Zeilen, für die Musik selbst keinen großen Enthusiasmus aufbringen kann, muß zugeben: Gespielt wird sie von wahren Meistern ihres Fachs.
Norbert Florian Schuck [17.01.2018]